Diabetisches Fußsyndrom
Ursachen, Behandlung und Prävention
Diabetisches Fußsyndrom – Was ist das?
Der diabetische Fuß ist eine Folgeerkrankung von Diabetes mellitus, die zu Gangrän (Wundbrand beziehungsweise Wunden) am Fuß/den Füßen führt. Zustande kommt ein diabetischer Fuß aufgrund der bei Diabetes auftretenden Beschädigungen an Blutgefäßen und Nervenbahnen. Wunden können so leichter entstehen und sich anschließend infizieren. Es ist möglich, dass diese Wunden im weiteren Verlauf chronisch werden.
Zur Klassifizierung wird die “Wagner-Armstrong-Klassifikation für diabetisches Fußsyndrom” herangezogen, welche eine Verbindung zwischen der Gradeinteilung nach Wagner und der Einteilung nach Armstrong ermöglicht. Im Zuge dessen ergeben sich insgesamt fünf Grade, die sich wiederum in vier Stadien untergliedern.
Mit der Einteilung ist es Medizinern möglich den Schweregrad zu bestimmen und dabei zwischen oberflächlichen und tiefgreifenden Schädigungen sowie infektiösen Wunden zu unterscheiden.
Zur Diagnose werden diese Verfahren angewandt:
– Angiographie (DSA) (Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel)
– Ultraschall-Duplex
– Reflex- sowie Stimmgabeltest
– Wundabstrich
– Pedographie zur Druckmessung
Wie ein diabetisches Fußsyndrom diagnostiziert wird, obliegt dem Arzt. Im Regelfall ist es nicht notwendig, alle Untersuchungsmöglichkeiten einzuleiten, da eine Diagnose bereits nach einer oder zwei Untersuchung(en) möglich ist. Ein diabetischer Fuß im fortgeschrittenen Stadium wird von Medizinern sofort erkannt. Die Untersuchungen dienen dann zur Bestätigung.
Diabetisches Fußsyndrom: Welche Symptome und Anzeichen sind zu erwarten?
Ein diabetisches Fußsyndrom muss nicht unbemerkt bleiben. Laien sind ebenfalls in der Lage, durch eine exakte Beobachtung, frühzeitig erste Warnsignale zu erkennen. Häufig macht sich ein diabetischer Fuß erstmals durch Taubheit bemerkbar. Insbesondere bei neuropathisch veranlagten Schädigungen verlieren Betroffene (teilweise) das Gefühl im Fuß. Es kommt häufiger zu einem “Kribbeln” beziehungsweise “Ameisenlaufen”. Mitunter findet kurze Zeit später ein Umschwung hin zu einem brennenden und stechenden Gefühl statt.
Zudem ist ein diabetischer Fuß tendenziell trocken, spröde und rissig. Die Schweißproduktion nimmt im Verlauf der Erkrankung ab. Selbige ist eigentlich dafür verantwortlich, oberflächliche Keime und Bakterien abzuführen und außerdem die Haut geschmeidig und befeuchtet zu halten. Stark ausgeprägte Schwielen und Druckstellen können ebenfalls ein Warnsignal darstellen.
Liegt der Verdacht vor, dass ein diabetisches Fußsyndrom aus einer Störung der Durchblutung resultiert, sollten Betroffene auf ihr eigenes Schmerzempfinden achten. Die gestörte Durchblutung führt dazu, dass besonders beim Laufen pochende Schmerzen auftreten, die mitunter bis hoch in die Wade ziehen. Üblicherweise legen sich diese Schmerzen schnell wieder, wenn der Fuß nicht mehr aktiv belastet wird. Als Indiz für die Schwere der Erkrankung kann die maximal mögliche schmerzfreie Strecke herangezogen werden. Treten Schmerzen schon nach weniger als 100 Metern auf, ist die Durchblutungsstörung stark fortgeschritten. Bei unter 200 Metern besteht ein hohes Risiko einer existenten Durchblutungsstörung.
Zusammengefasst lassen sich diese Symptome, unterschieden nach Art des diabetischen Fußsyndroms, wie folgt festmachen:
Diabetisches Fußsyndrom – neuropathisch:
- Fußsohle ist sichtbar beschädigt
- Geschwüre können auftreten
- Füße fühlen sich häufig taub an
- im weiteren Verlauf bricht das Fußskelett vollständig zusammen
- … Brüche und Deformierungen sind die Folge
Diabetisches Fußsyndrom – ischämisch-gangränös
- vor allem Fersen und Zehen sind betroffen
- Geschwüre können auftreten und starke Schmerzen verursachen
- die Haut ist rissig, blass und spröde
- einzelne Bereiche könnten eine bläuliche Verfärbung annehmen
- Betroffene haben oftmals kalte Füße
- der Fußpuls kann nicht mehr oder nur sehr schwer ertastet werden
- im weiteren Verlauf tritt mitunter eine Nekrose auf, das Gewebe stirbt ab und der Fuß färbt sich schwarz
Diabetisches Fußsyndrom: Formen und Stadien
In Deutschland wird vermehrt mit der Wagner-Armstrong-Klassifikation gearbeitet.
Selbige unterteilt ein diabetisches Fußsyndrom nach den fünf Wagner-Graden und stellt diese im Verhältnis zu den vier Armstrong-Stadien.
In der leichtesten Ausprägung (0) entsteht eine Läsion, je nach Armstrong-Stadium mit Infektion, mit Ischämie oder mit beidem. Sobald die Wunden die Sehne oder Kapsel erreichen, liegt ein diabetischer Fuß nach Wagner-Grad 3 vor. Die Untergliederungen nach Armstrong (mit Infektion/mit Ischämie/mit beidem) bleiben bei jedem Wagner-Grad erhalten. Im Endstadium (5) liegt eine Nekrose vom gesamten Fuß vor, er gehört folglich amputiert.
International wird eine PEDIS-Klassifikation für ein diabetisches Fußsyndrom verwendet.
Sie baut sich wie folgt auf:
P: Perfusion – Unterteilung der Durchblutung in drei Schweregrade
E: Extent – Wundgröße in cm² erfassen
D: Depth – Wundtiefe und -ausdehnung, klassifiziert in drei Grade
I: Infection – Beurteilung der Schwere einer Infektion in vier Grade
S: Sensation (Neuropathie) – Beurteilung der Empfindlichkeit/des Gefühls in 2 Grade (Betroffene haben ein uneingeschränktes/eingeschränktes Gefühl im Fuß)
Ein diabetisches Fußsyndrom kann nach beiden Skalen untergliedert werden. Ebenso eignen sich beide Variationen, um zu ermitteln, wie weit ein diabetischer Fuß bereits fortgeschritten ist und in welcher Geschwindigkeit eine Verschlechterung eintritt.
Diabetisches Fußsyndrom: Behandlung, Wundversorge und Therapie
Im Vordergrund steht die Ursachenbehandlung, also der bei von Diabetes mellitus Betroffenen erhöhte Blutzuckerspiegel. Selbiger muss unbedingt regelmäßig kontrolliert und frühzeitig reduziert werden. Sofern ein diabetischer Fuß fortgeschritten und die Durchblutung stark eingeschränkt ist, empfehlen sich Medikamente, die die Blutzirkulation und Fließfähigkeit des Blutes positiv beeinflussen. Des Weiteren ist eine Operation denkbar, bei der ein diabetischer Fuß durch einen Bypass oder Ballonkatheter erweitert wird. Engstellen lassen sich auf diese Weise beheben.
Da ein diabetisches Fußsyndrom häufig Verletzungen fördert, gehören diese gesondert behandelt. Insbesondere offene Stellen, Wunden und Geschwüre sollten täglich gereinigt und gegebenenfalls unterstützend mit Antibiotika behandelt werden. Ein diabetischer Fuß macht eine sterile Versorgung zwangsläufig notwendig. Wundauflagen oder Wundverbände z.B PolyMem silber oder antimikrobiellen Stoffe, empfehlen sich hierfür. Abgestorbenes Gewebe sollte ausschließlich durch einen Mediziner abgetragen werden. Sofern ein diabetisches Fußsyndrom nach der vorherigen Einteilung schon sehr fortgeschritten ist, wird unter Umständen eine tägliche Untersuchung samt Abtragung erforderlich.
Die Behandlung umfasst außerdem das Ruhigstellen der Füße. Mechanische Belastungen, die durch getragene Schuhe oder einfach nur durch das Gehen entstehen, sind unbedingt zu vermeiden. Unter Umständen werden Patienten daher aufgefordert, sich in einen längeren Krankenhausaufenthalt zu begeben oder zumindest eine strikte Bettruhe einzuhalten. Sobald ein vorliegendes diabetisches Fußsyndrom Verbesserungen zeigt, sollten Patienten nur noch orthopädisches Schuhwerk tragen.
Prävention und Vorsorge
Ein diabetischer Fuß lässt sich unter Umständen verhindern, wenn die Blutzuckerwerte (die primäre Ursache) regelmäßig kontrolliert und auf einem stabilen, möglichst niedrigen Niveau gehalten werden. Sofern ein diabetisches Fußsyndrom als potentielle Erkrankung erachtet wird, können Betroffene auch selbst tätig werden.
Ein diabetisches Fußsyndrom lässt sich mit diesen präventiven Maßnahmen unter Umständen verhindern:
- tägliches Wechseln von Socken und Strümpfen
- Schuhe, die Druckstellen verursachen, verhindern
- regelmäßige Untersuchung der Füße durch einen Arzt (mindestens einmal im Quartal)
- bei diagnostizierten Fußdeformierungen können diese mitunter präventiv operiert werden
- Infektionen vermeiden
Als besonders wichtig wird von der Deutsche Diabetes Gesellschaft das Tragen von druckentlastendem Schuhwerk erachtet.
Ein diabetisches Fußsyndrom kann in seiner Symptomatik eingeschränkt werden, da sich damit Druckstellen und Schwielen verhindern lassen. Des Weiteren sollte ein diabetischer Fuß keiner hohen mechanischen Belastung, beispielsweise durch Joggen oder Fußball, unterstellt werden. Die Schonung des belasteten Fußes kann die weitere Entwicklung der Erkrankung positiv beeinflussen.
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