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Pergamenthaut

Bezeichnung, Ursache und Pflege

Pergamenthaut – wie der Name schon sagt?!

Kaum ein Begriff wirkt so selbsterklärend wie die Bezeichnung “Pergamenthaut”. Wer denkt dabei nicht an die kräftigen Papierbögen, auf denen antike Gelehrte ihre Erkenntnisse über Himmel und Erde fest hielten? Doch dem robusten Schreibmaterial ähnelt Pergamenthaut keineswegs – im Gegenteil:

Die Epidermis Betroffener ist extrem dünn, sehr trocken und äußerst empfindlich. Wie es dazu kommt, welche Probleme daraus resultieren und was bei der Pflege von Pergamenthaut zu beachten ist, erläutert dieser Beitrag.

Anzeichen und Eigenheiten

Wer Pergamenthaut berührt, merkt schnell, dass der Vergleich mit historischen Bibliotheks-Beständen hinkt. Statt an die feste, etwas starre und griffige Struktur alter Buchseiten zu erinnern, fühlt sie sich dünn an wie ein Seidentuch und wirkt ähnlich durchscheinend. Den Glanz, die Glätte und die Anschmiegsamkeit des edlen Naturmaterials besitzt Pergamenthaut jedoch nicht. Vielmehr entsteht beim Kontakt das Gefühl, etwas extrem Brüchiges in den Händen zu halten.

Dieser Eindruck bestätigt sich durch das klinische Bild von Pergamenthaut. Die so bezeichnete Epidermis 

  • ist extrem trocken
  • hat kaum Substanz
  • zeigt eine bläuliche bis graue Färbung
  • lässt darunter liegende Blutgefäße deutlich hervortreten
  • wirkt transparent
  • besitzt keine Elastizität
  • reagiert schon auf kleinste mechanische Reize empfindlich
  • neigt zu Hämatomen
  • kann Verletzungen nicht oder nur sehr schlecht ausheilen

Die irreführende Bezeichnung von Pergamenthaut

Merkmale wie diese lassen keine Parallelen zum unverwüstlichen Papier der Antike erkennen und scheinen den Begriff “Pergamenthaut” zu karikieren. Doch sie treffen ihn perfekt, denn die Bezeichnung leitet sich von einem gänzlich anderen Material ab: den enthaarten, dünn geschabten Bälgern der ersten Nutztiere – dem eigentlichen Pergament. 

Es diente lange vor Erfindung des Papiers als Schreibgrundlage und zeigt eine ähnliche Charakteristik wie Pergamenthaut: Mit zunehmendem Alter verliert es seine natürliche Feuchtigkeit – wodurch Adern und Poren allmählich deutlicher hervortreten. Zudem schwindet mit der Trockenheit die ursprüngliche Elastizität des Pergaments, sodass es immer durchscheinender, knittriger und brüchiger wird.

Natürliche Entstehung und weitere mögliche Ursachen

Menschliche Haut durchläuft einen ähnlichen Prozess. Auch sie verliert im Laufe des Lebens immer mehr Feuchtigkeit. Die Fähigkeit, erneuernde bzw. erhaltende Zellen zu bilden, lässt nach und damit auch die Produktion von straffendem Elastin, aufpolsterndem Kollagen und nachfettendem Talg. Anzeichen dieser Einschränkung sind zunehmende Trockenheit, größer wirkende Poren und Faltenbildung.

Je weiter der Prozess fortschreitet, desto eher entwickelt sich die Epidermis zur Problemhaut. Zunehmendes Alter und mangelndes Fettgewebe gelten als Hauptursachen. Daher zeigen sich die typischen Merkmale vor allem bei älteren Menschen bzw. an Stellen, wo die Haut so dicht über den Knochen liegt wie am Ellenbogen oder am Schienbein.

Prinzipiell kann jedoch jede Region betroffen sein und Pergamenthaut am ganzen Körper entstehen. Unter bestimmten Umständen erhöht sich das Risiko, den unumkehrbaren Prozess in Gang zu setzen. Dazu gehören  

  • über mehrere Tage anhaltender Flüssigkeitsmangel
  • UV-Schäden durch ungeschützte / übertriebene Sonnenbäder oder Strahlentherapie
  • bestehende Diabetes-mellitus- / Zucker-Erkrankung
  • Einnahme von zellteilungshemmenden Medikamenten / Zytostatika im Rahmen einer Chemotherapie
  • Langzeitbehandlung mit cortisonhaltigen Präparaten bei Asthma, Rheuma oder Neurodermitis

Besonderheiten und sachgemäße Pflege

Haben Personen die Anzeichen einer Pergamenthaut ausgebildet, gibt es buchstäblich kein Zurück. Der einmal eingetretene Flüssigkeitsverlust und die abgebauten Zellen können nicht ersetzt werden. Das Entstehen von Pergamenthaut lässt sich weder durch Trinken noch durch Medikamente rückgängig machen. Die daraus resultierenden Erscheinungen aber lassen sich mildern.

Betroffene müssen fortan gut auf die Versorgung ihrer Pergamenthaut achten bzw. besonders gepflegt werden. Gerade im Bereich der Senioren-Betreuung, aber auch bei Krebs-Patient/-innen und sonstigen Erkrankungen mit Hautschäden ist ein schonender Umgang mit betroffenen Regionen angezeigt. Hier können schon geringfügige Einflüsse Verletzungen provozieren, die durch die Eigenheiten der Pergamenthaut nur schlecht abheilen und langfristige Unannehmlichkeiten oder Folge-Erkrankungen nach sich ziehen. 

Schmetterlingshaut
Beitrag: Epidermolysis Bullosa

Um diese und andere Probleme zu verhindern, bestehendes Leid zu mindern und die Pergamenthaut vor weiterer Austrocknung zu schützen, empfehlen sich folgende Maßnahmen:

 Bei der täglichen Hygiene

  • pH-neutrale, rückfettende Reinigungs-Produkte ohne Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe verwenden
  • Waschwasser nur mäßig erwärmen
  • Pergamenthaut im Windelbereich trocken und sauber halten
  • auf die Verwendung weicher Waschlappen, Handtücher und Toilettenpapiere achten
  • feuchte Haut nicht reiben, sondern vorsichtig trocken tupfen

Bei der Pflege

  • nach jedem Waschen und in regelmäßigen Abständen eincremen mit einer geeigneten Pflegecreme
  • Wasser-in-Öl-Produkte ohne Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe verwenden 

Bei der Wundversorgung

  • auf Heftpflaster und selbstklebende Verbände verzichten, da sie die Pergamenthaut reizen und beim Abziehen Verletzungen verursachen können
  • Zur Fixierung einer Wundauflage, wie bspw. PolyMem sollten Mullbinden oder andere einem Schaumverbände  verwendet werden.

Vorbeugende Maßnahmen

  • ausreichend ungesüßte alkoholfreie Getränke über den Tag verteilt, um den Flüssigkeitshaushalt Betroffener zu stabilisieren
  • Verletzungsgefahren durch Kantenschutz, Anti-Rutschmatten, Bettgitter und dergleichen minimieren
  • punktuellen Druck auf betroffene Regionen durch Sitz- und Rückenpolster oder gelegentlichen Positionswechsel meiden 
  • bettlägerige Patient/-innen regelmäßig umlagern, um Wundliegen / Dekubitus zu verhindern 

 Unter Beachtung und Anwendung dieser Maßnahmen bzw. bei der Verwendung geeigneter Pflege-Produkte lassen sich die Missempfindungen und Risiken von Pergamenthaut wirkungsvoll reduzieren.

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