Postoperative Wundkomplikationen
Serom, Hämatome, Wunddehiszenzen, Infektionen und Nekrosen
Postoperative Wundkomplikationen
Postoperative Wundkomplikationen resultieren zwangsläufig aus zuvor durchgeführten, operativ gesetzten Wunden. Es kommt zu einer gestörten oder unterbrochenen Wundheilung, auch Infektionen sind keine Seltenheit. Die gestörte Wundheilung kann durch eine Reihe von allgemeinen und lokalen Faktoren zustande kommen. In der Medizin sind sie, nach Pneumonien sowie Infektionen der Harnwege, die dritthäufigste nosokomiale Infektionsart, die in deutschen Krankenhäusern anzutreffen ist.
Faktoren, die auf die Wundheilung Einfluss nehmen
Die Wundheilung kann positiv oder negativ verlaufen, was von einer Vielzahl von Faktoren abhängt. Dazu zählen:
- Der aktuelle Zustand des Wundgebietes und dessen medizinische Historie
- Faktoren, die in direktem Zusammenhang zum operativen Eingriff stehen
- Komplikationen, die nach dem Eingriff entstehen
- Faktoren, die mit dem Patienten sowie dessen Allgemeinzustand zusammenhängen
Insbesondere ein fortgeschrittenes Lebensalter, geschwächtes Immunsystem und mögliche Begleiterkrankungen agieren in direkter Art und Weise mit der Wundheilung. Des Weiteren ist die Wundheilung eingeschränkt, wenn das jeweilige Wundgebiet nicht ausreichend durchblutet oder das Gewebe nicht mit genügend Sauerstoff versorgt wird. Die postoperativen Komplikationen sind für spätere Wundkomplikationen von besonderer Schwere. Zu diesen zählen beispielsweise Thrombosen und die Pneumonie, auch Ileus, Peritonitis und Urämie können akute Komplikationen in der Wundheilung verursachen. Stoffwechselentgleisungen, die den gesamten Organismus angreifen, sind ein weiterer Faktor. Generell hat auf die spätere Entwicklung auch der Eingriff selbst Einfluss, so unter anderem mit welcher Technik er ausgeführt wird, wie die Nachbehandlung erfolgt und wie erfolgreich er aus medizinischer Sicht letztlich war.
Serom und Wundhämatom
Im Fachjargon wird als “Serom” eine Ansammlung von Flüssigkeiten in Gewebehohlräumen bezeichnet. Hämatome sind hingegen unkoordinierte Blutaustritte, wobei sich das Blut dann im Gewebe sammelt und zu dem bekannten “Bluterguss” mit Verfärbung und gegebenenfalls Schwellung führt.
Ursache
Ein Serom bildet sich, wenn ein Hohlraum im Gewebe mit Flüssigkeit gefüllt wird und selbige nicht anständig abläuft. Dabei handelt es sich beispielsweise um Gewebs- oder Lymphflüssigkeit. Obwohl ein Serom üblicherweise nicht mit Schmerzen verbunden ist, kann sich selbiges infizieren und dadurch später zu Schmerzen oder weiteren Folgeerkrankungen führen. Des Weiteren besteht bei einem Serom ein dauerhaftes Spannungsgefühl, da das Gewebe durch die Flüssigkeitsansammlung gespannt wird. Hämatome kommen zustande, wenn Blut austritt und sich ansammelt. Umgangssprachlich spricht man dann von einem “Bluterguss”.
Therapie
Üblicherweise ist der menschliche Körper in der Lage, ein Serom oder ein Hämatom eigenständig zu regenerieren. Die Therapie besteht vor allem darin, den Körper dabei zu unterstützen, beispielsweise durch Drainagen oder die sterile Punktion. Beides hat zum Ziel, die angestaute Flüssigkeit im Serom abzuführen. Außerdem ist erforderlich, dass die Gerinnung geprüft und gegebenenfalls forciert wird.
Wundinfektion
Wundinfektionen gelten unter den postoperativen Wundkomplikationen als der schwerste anzunehmende Verlauf. Mikroorganismen, bspw. Keime, wie Bakterien, treten in die Wunde ein und verursachen eine lokale oder gar systemische Entzündung.
Ursache
Eine Wundinfektion wird immer durch externe Keime hervorgerufen. Das könnten sein:
- Bakterien (sehr häufig)
- Viren (selten)
- Pilze oder Parasiten (sehr selten)
Bei postoperativen Wundkomplikationen sind es vor allem Bakterien, teilweise auch multiresistente Erreger, die zu einer Wundinfektion führen. Bei anderweitig verursachten Wunden, zum Beispiel durch Tierbisse, wären hingegen vermehrt Bakterien und Parasiten in Betracht zu ziehen.
Die Wundinfektion wird in drei Arten unterschieden. Die pyogene Wundinfektion wird vermehrt durch Kokken ausgelöst und eitert sehr stark. Die putride Wundinfektion ist mit dem klinischen Bild der feuchten Gangrän verbunden. Keime zersetzen beziehungsweise zerstören das Gewebe, es tritt ein fauliger Geruch aus diesem aus. Die anaerobe Wundinfektion kommt durch eine gestörte Durchblutung oder Sauerstoffversorgung zustande. Diese Form der Wundinfektion kann sich auch mit den zwei erstgenannten Arten vermischen.
Therapie
Therapeutische Maßnahmen widmen sich bei der Wundinfektion vor allem der Säuberung und Spülung der Wunde, mitunter erfolgt ein chirurgisches Debridement. Außerdem sollten mehrfach täglich Verbandswechsel mit sterilem Material erfolgen. Eine Verabreichung von Antibiotika erfolgt im Regelfall nur dann, wenn die Wundinfektion auf den Organismus übergegriffen hat, insbesondere sofern eine Sepsis indiziert ist. Abgesehen davon, lassen sich solche Komplikationen, ähnlich wie das Serom, lokal versorgen.
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Wunddehiszenzen
Im Fachjargon “Ruptur”, beschreiben Wunddehiszenzen das Auseinanderweichen von Wundrändern. Vereinfacht ausgedrückt, wird die Naht also getrennt oder geweitet, die Wunde reißt auf. Wie weit beziehungsweise mit welcher Intensität Wunddehiszenzen vorliegen, ist unterschiedlich stark ausgeprägt. Es ist denkbar, dass Wunddehiszenzen nur die oberliegende Haut betreffen, aber auch ein vollständiges Aufreißen der Wunde ist möglich. Die Wunddehiszenzen werden folgendermaßen unterteilt:
- inkomplette Wunddehiszenzen: Haut öffnet, Fasziennaht steht
- komplette Wunddehiszenzen: alle Schichten sind betroffen
- inapparente Wunddehiszenzen: Hautnaht ist verschlossen, Fasziennaht dehiszent
Ursachen
Die Ursachen für solche Wunddehiszenzen sind ausgesprochen vielfältig. Es ist denkbar, dass diese auf den operativen Eingriff selbst zurückzuführen sind, beispielsweise wenn eine falsche Schnittführung angewandt wurde, die Naht nicht optimal sitzt oder die spätere Wundversorgung nur ungenügend erfolgte. Ebenso sind andere postoperative Wundkomplikationen als Ursache für Wunddehiszenzen möglich, beispielsweise das Serom, Hämatom oder die Wundinfektion.
Diverse Medikamente können Wunddehiszenzen begünstigen, zum Beispiel Glukokortikoide, Antikoagulantien und Zytostatika. Auch der Patient selbst könnte Wunddehiszenzen fördern, zum Beispiel bei starkem Übergewicht, rücksichtslosem postoperativem Verhalten oder wenn eine Erkrankung mit Diabetes mellitus vorliegt.
Therapie
Bei schweren Wunddehiszenzen ist gegebenenfalls eine Wundrevision erforderlich. Kleinere lassen sich mit einer Klammerpflasterung fixieren oder können durch Ruhigstellung eigenständig ausheilen.
Beitrag: Debridement
Wundrandnekrose
Eine Wundrandnekrose liegt vor, wenn einzelne oder Zellverbindungen pathologisch (krankhaft) absterben. Neben den Wundrändern kann die Nekrose auch an den Weichteilen auftreten. Im Regelfall ist eine Minderversorgung mit Blut und/oder Sauerstoff dafür verantwortlich. Im Fachjargon spricht man von einer “Minderperfusion” des jeweiligen Areals. Die Wundrandnekrose ist deutlich durch die schwarze Farbgebung des betroffenen Hautareals gekennzeichnet. Es ist denkbar, dass die Wundrandnekrose einen noch schwereren Verlauf hin zur feuchten Wundrandnekrose nimmt. In diesem Fall erhöht sich maßgeblich das Risiko für Folgeinfektionen.
Ursache
Die Ursachen für eine Wundrandnekrose sind sehr vielfältig. Denkbar sind beispielsweise:
- Eine primäre Ischämie
- Iatrogene Traumata
- Eine schlechte/unpassende Schnittführung während der Operation
Ebenso ist möglich, dass sich die Wundrandnekrose durch zu fest gesetzte Nähte ergibt, die die Blut- und Sauerstoffzufuhr hin zum Gewebe abschnitten. Außerdem kann die Wundrandnekrose durch die bisher genannten postoperativen Wundkomplikationen zustande kommen. Vor allem das Serom oder Hämatome sind verhältnismäßig häufige Auslöser für eine Wundrandnekrose. Systemische Risiken und Ursachen sind ebenfalls zu bedenken. Patienten mit Diabetes mellitus oder einer Arteriosklerose unterliegen einem erhöhten Risiko, nach einer Operation eine Wundrandnekrose zu erleiden, da die Durchblutung maßgeblich negativ beeinträchtigt ist.
Therapie
Hautareale, die einer Wundrandnekrose unterliegen, werden abgetragen. Bis zu diesem Zeitpunkt ist wichtig, selbige trocken zu halten, um das Risiko einer feuchten Wundrandnekrose zu minimieren. Liegt bereits solch eine feuchte Wundrandnekrose vor, ist das Gewebe unmittelbar abzutragen, es erfolgt dann ein chirurgisches Debridement. Weitere Behandlungen sind vor allem vom Verlauf der Wundrandnekrose abhängig, gegebenenfalls muss eine Behandlung auch systemisch erfolgen. Andere, mitunter ebenfalls existente Komplikationen, wie beispielsweise ein Serom, sollten dafür ebenfalls therapiert werden, um eine weitere Ausbreitung von Nekrosen möglichst zu vermeiden.
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